Lehrgang Traumazentrierte:r Systempädagoge:in

Die Erfahrungen und die Praxis der letzten Jahre zeigen, dass traumatisierte Kinder und Jugendliche in stationären und mobilen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe die Regel geworden sind. Sie brauchen eine spezifische pädagogische Unterstützung, weil sie grundlegende Fertigkeiten erst erlernen müssen. Gerade dieser besondere Bedarf lässt sie oft an den herkömmlichen Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe scheitern. Auch Mitarbeiter*innen werden durch die Verhaltensmuster, Symptome und Schicksale ihrer Klienten*innen schwer belastet.

Deshalb soll der Lehrgang nicht nur dazu dienen, Traumatisierte spezifischer unterstützen zu können, sondern auch Mitarbeiter*innen Wissen über Trauma, Bindung und Systeme zu vermitteln, um einerseits ihre Klienten*innen gut begleiten zu können und um sich selbstwirksam zu erleben.  Komplex traumatisierte Menschen zeigen ein Störungsbild in den kognitiven Funktionen, in der Emotionsregulation, sind wenig stresstolerant, zeigen auffällige Bindungsmuster, sind kaum empathiefähig, reagieren oft somatisch und haben kaum die Fähigkeit zur Mentalisierung.

Abschluss
Die Absolvent:innen erhalten ein Zertifikat der Akademie de La Tour. Der Lehrgang beinhaltet 116 Präsenzeinheiten (8 UE Einführungsseminar, pro Modul 16 UE, 6 Workshop-Einheiten, 6 Gruppen-Supervisions-Einheiten) sowie 15 UE Peer-Gruppen-Arbeiten. Für das Diplom müssen 75% der Veranstaltungen besucht werden. Konzentriertes Selbststudium (10 UE) wird vorausgesetzt

Insgesamt zu erreichende Unterrichtseinheiten: 141 UE


Einführungstag - 21. September 2021, Judith Gallor, Astrid Petritsch

MODUL 1:
Der Blick auf das System - 18. & 19. Oktober 2021, Werner Eder

  • Einführung in systemisches Denken und Konstruktivismus
  • Systemisch „weiter“ Denken – Grundlagen der „Neuen Autorität“
  • Alte versus Neue Autorität
  • Grundprinzipien der Deeskalation
  • Stärke statt Macht
  • Erlernen von Methoden zur Analyse und Diagnose von Systemen
  • das Denken und Handeln in Wirkungsverläufen
  • die Beobachtung, Analyse und Reflexion von inneren Dynamiken und selbst erzeugten Gesetzmäßigkeiten in Systemen
  • Arbeit mit kreativen Medien in der Prozessbegleitung
  • Reflexion der eigenen Rolle in verschiedenen Systemen

MODUL 2:
Bindungsgeleitete Pädagogik Teil 1 - 04. & 05. November 2021, Andreas Sartory

  • Beziehung vs. Bindung
  • Bildung und Entwicklung aus evolutionär- biologischer Sicht
  • Stress und Stressregulation
  • Traumata: welche Rolle übernehmen diese in der Bindungsqualität
  • Epigenetische Aspekte
  • Grundzüge der Bindungstheorie
  • Diagnostik von Bindungsmustern
  • Die Notwendigkeit bindungsgeleiteter Interventionen, bindungsmusterbezogene Interventionen
  • Komplementäres vs. Bindungsmusterbezogenes Verhalten der Pädagogen*innen
  • Feinfühligkeit und bindungsmustergerechte Sprache

MODUL 3:
Psychotraumatologie für helfende Berufe - 10. & 11. Jänner 2022, Linda Beeking

  • Wesentliche Elemente der Psychodynamisch Imaginativen Traumatherapie (PITT®) nach Prof. Dr. Luise Reddemann
  • Grundlagen der Psychotraumatologie (Definition, Symptomatik und kleine Neurobiologie von akuten/chronischen, sog. einfachen und komplexen Traumatisierungen)
  • Schutz- und Risikofaktoren
  • Haltungen und Grundsätze
  • Psychoedukation
  • Stabilisierungstechniken

PRAXISWORKSHOP
22. Februar 2022, Judith Gallor, Astrid Petritsch

  • Begleitete Bearbeitung eines realen Falles zu den einzelnen Themenbereichen

MODUL 4:
Vom Problem zur Lösungsorientierung - 21. & 22. März 2022, Werner Eder

  • Kommunikation in Systemen - Auftragsklärung
  • systemische Fragetechniken und Gesprächsführung
  • Strategien zur Konfliktbewältigung
  • lösungs- und ressourcenorientiertes Arbeiten
  • einen lösungs- und entwicklungsbezogenen Umgang mit Ressourcen

MODUL 5:
Bindungsgeleitete Pädagogik Teil 2 - 16./17. Mai 2022, Andreas Sartory

  • Präsentationen der einzelnen Aufgaben
  • In der eigenen Bindungsrepräsentation (Einzel- und Kleingruppenarbeiten)
  • Feinfühligkeit und bindungsmustergerechte Sprache
  • Selbstregulation: Konzept innerer Sicherheit
  • Das SECURE-Programm – bindungsgeleitetes Arbeiten mit Eltern
  • Fürsorgeverhalten von Eltern
  • Ressourcen von unsicheren Bindungsmustern



MODUL 6:
Mitgefühlserschöpfung vorbeugen – Psychohygiene für helfende Berufe - 23./24. Juni 2022, Linda Beeking

  • Erkennen von und Umgang mit Dissoziationen
  • Psychohygiene
  • Stärkung der eigenen Resilienz und Ressource-Optimierung
  • Aktivierung eigener Kräfte
  • Kennenlernen hilfreicher Techniken und Rituale zur individuellen Kraftschöpfung „zwischendurch“
  • Umgang mit akuten Traumatisierungen

PRAXISWORKSHOP
27. September 2022, Judith Gallor, Astrid Petritsch

  • Begleitete Bearbeitung eines realen Falles zu den einzelnen Themenbereichen

Gruppen-Supervsion

  • Systemisches Arbeiten & Neue Autorität - 04. ODER 05. November 2021, 17 - 19 Uhr
  • Bindung - 10. ODER 11. Jänner 2022, 17 - 19 Uhr
  • Trauma - 21. ODER 22. März 2022, 17 - 19 Uhr

Zielgruppe

Mitarbeiter:innen der stationären und mobilen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe

Arbeitsweise

Theoretische Inputs zu den Themenbereichen (Bindung / Trauma / Systemisches Arbeiten inklusive Neue Autorität), Einrichtungsübergreifende Peer-Group-Aufgaben (1x pro Thema protokollierte Peer-Group-Treffen zu je 6 Personen), Bearbeitung eines realen Falles zu den einzelnen Themenbereichen anhand der vertiefenden Aufgabenstellungen zwischen den Modulen sowie während der praxisorientierten Workshops, Gruppensupervisionen (1x pro Thema 2 Einheiten / je 12 Personen)

Kursinformationen drucken