Lehrgang Traumazentrierte Systempädagog:innen

Die Erfahrungen und die Praxis der letzten Jahre zeigen, dass traumatisierte Kinder und Jugendliche in stationären und mobilen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe die Regel geworden sind. Sie brauchen eine spezifische pädagogische Unterstützung, weil sie grundlegende Fertigkeiten erst erlernen müssen. Gerade dieser besondere Bedarf lässt sie oft an den herkömmlichen Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe scheitern. Auch Mitarbeiter:innen werden durch die Verhaltensmuster, Symptome und Schicksale ihrer Klientel schwer belastet.

Deshalb soll der Lehrgang nicht nur dazu dienen, Traumatisierte spezifischer unterstützen zu können, sondern auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Wissen über Trauma, Bindung und Systeme zu vermitteln, um einerseits ihre Klientel gut begleiten zu können und um sich selbstwirksam zu erleben. Komplex traumatisierte Menschen zeigen ein Störungsbild in den kognitiven Funktionen, in der Emotionsregulation, sind wenig stresstolerant, zeigen auffällige Bindungsmuster, sind kaum empathiefähig, reagieren oft somatisch und haben kaum die Fähigkeit zur Mentalisierung.

Abschluss

Die Absolventinnen/Absolventen erhalten ein Diplom der Akademie de La Tour. Der Lehrgang beinhaltet 8 UE Einführungsseminar, pro Modul 16 UE, 4 UE Abschlusstag und Zertifikatsüberreichung  & 6 Gruppen-Supervisions-Einheiten sowie 15 UE Peer-Gruppen-Arbeiten. Für das Diplom müssen 75% der Veranstaltungen besucht werden. Konzentriertes Selbststudium (10 UE) wird vorausgesetzt.

Insgesamt zu erreichende Unterrichtseinheiten: 139 UE


Einführungstag - 09. April 2024, Judith Gallor, Astrid Petritsch

MODUL 1:
Der Blick auf das System - 06. & 07. Mai 2024, Werner Eder

  • Einführung in systemisches Denken und Konstruktivismus
  • Systemisch „weiter“ denken – Grundlagen der „Neuen Autorität“
  • Alte versus Neue Autorität
  • Grundprinzipien der Deeskalation
  • Stärke statt Macht
  • Erlernen von Methoden zur Analyse und Diagnose von Systemen
  • Denken und Handeln in Wirkungsverläufen
  • Beobachtung, Analyse und Reflexion von inneren Dynamiken und selbst erzeugten Gesetzmäßigkeiten in Systemen
  • Arbeit mit kreativen Medien in der Prozessbegleitung
  • Reflexion der eigenen Rolle in verschiedenen Systemen


MODUL 2:
Bindungsgeleitete Pädagogik Teil 1 - 05. & 06. Juni 2024, Andreas Sartory

  • Beziehung vs. Bindung
  • Bildung und Entwicklung aus evolutionär-biologischer Sicht
  • Stress und Stressregulation
  • Traumata: welche Rolle übernehmen diese in der Bindungsqualität
  • Epigenetische Aspekte
  • Grundzüge der Bindungstheorie
  • Diagnostik von Bindungsmustern
  • Die Notwendigkeit bindungsgeleiteter Interventionen, bindungsmusterbezogener Interventionen
  • Komplementäres vs. Bindungsmusterbezogenes Verhalten der Pädagoginnen und Pädagogen
  • Feinfühligkeit und bindungsmustergerechte Sprache


MODUL 3:
Psychotraumatologie für helfende Berufe - 05. & 06. September 2024, Linda Beeking

  • Wesentliche Elemente der Psychodynamisch Imaginativen Traumatherapie (PITT®) nach Prof. Dr. Luise Reddemann
  • Grundlagen der Psychotraumatologie (Definition, Symptomatik und kleine Neurobiologie von akuten/chronischen, sog. einfachen und komplexen Traumatisierungen)
  • Schutz- und Risikofaktoren
  • Haltungen und Grundsätze
  • Psychoedukation
  • Stabilisierungstechniken


MODUL 4:
Bindungsgeleitete Pädagogik Teil 2 - 20. & 21. November 2024, Andreas Sartory

  • Präsentationen der einzelnen Aufgaben
  • In der eigenen Bindungsrepräsentation (Einzel- und Kleingruppenarbeiten)
  • Feinfühligkeit und bindungsmustergerechte Sprache
  • Selbstregulation: Konzept innerer Sicherheit
  • Das SECURE-Programm – bindungsgeleitetes Arbeiten mit Eltern
  • Fürsorgeverhalten von Eltern
  • Ressourcen von unsicheren Bindungsmustern



MODUL 5:
Vom Problem zur Lösungsorientierung - 13. & 14. Jänner 2025, Werner Eder

  • Kommunikation in Systemen - Auftragsklärung
  • Systemische Fragetechniken und Gesprächsführung
  • Strategien zur Konfliktbewältigung
  • Lösungs- und ressourcenorientiertes Arbeiten
  • Ein lösungs- und entwicklungsbezogener Umgang mit Ressourcen



MODUL 6:
Mitgefühlserschöpfung vorbeugen – Psychohygiene für helfende Berufe - 03. & 04. März 2025, Linda Beeking

  • Erkennen von und Umgang mit Dissoziationen
  • Psychohygiene
  • Stärkung der eigenen Resilienz und Ressource-Optimierung
  • Aktivierung eigener Kräfte
  • Kennenlernen hilfreicher Techniken und Rituale zur individuellen Kraftschöpfung „zwischendurch“
  • Umgang mit akuten Traumatisierungen

Abschlusstag mit Zertifikatsübergabe, 23. April 2024, 09-13 Uhr, Judith Gallor, Astrid Petritsch


Gruppen-Supervsion

  • Bindung - 20. ODER 21. November 2024, 17 - 19 Uhr
  • Systemisches Arbeiten & Neue Autorität - 13. ODER 14. Jänner 2025, 17 - 19 Uhr
  • Trauma - 03. ODER 04. März 2025, 17 - 19 Uhr

Zielgruppe

Mitarbeiter:innen der stationären und mobilen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Sozialpädagog:innnen, alle am Thema Interessierten

Arbeitsweise

Theoretische Inputs zu den Themenbereichen (Bindung / Trauma / Systemisches Arbeiten inklusive Neue Autorität), Einrichtungsübergreifende Peer-Group-Aufgaben (1x pro Thema protokollierte Peer-Group-Treffen), Bearbeitung eines realen Falles zu den einzelnen Themenbereichen anhand der vertiefenden Aufgabenstellungen zwischen den Modulen, Gruppensupervisionen (1x pro Thema 2 Einheiten)

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