Dem Leben Raum geben.

Sozialraumorientierung in der Kinder- und Jugendhilfe und für/mit Menschen mit Behinderungen

Diese Fachtagung beleuchtet das Thema „Sozialraumorientierung“ aus unterschiedlichen Perspektiven. Namhafte Referentinnen und Referenten geben spannende Einblicke in die methodischen Prinzipien dieses Konzeptes sowie die praktischen Umsetzungen. In der Sozialraumorientierung geht es nicht darum, Menschen zu verändern, sondern Lebenswelten zu gestalten, die dazu beitragen, dass Menschen auch in schwierigen Lebenslagen zurechtkommen. 

Die fünf Prinzipien (vgl. Hinte, W.) – Orientierung am Willen des Menschen, Unterstützung von Selbsthilfe, Konzentration auf die Ressourcen des Menschen und des Sozialraumes, zielgruppen- und bereichsübergreifende Aktivitäten, Vernetzung und Integration der verschiedenen sozialen Dienste – sowie deren Chancen und Risiken bilden einen inhaltlichen Schwerpunkt.

Praxisbeispiele aus Österreich und Deutschland – sowohl aus der Kinder- und Jugendhilfe als auch für/mit Menschen mit Behinderungen – runden das Programm dieser Fachtagung ab.
Alle Vorträge sollen neue Denkimpulse geben, zu Diskussionen anregen und verschiedene Schwerpunkte aufzeigen, die in anschließenden Workshops genauer behandelt werden können.

TAGUNGSPROGRAMM

09:00 – 10:00 
„Das Fachkonzept Sozialraumorientierung in der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Eingliederungshilfe: Fachliche und strukturelle Voraussetzungen“
Dr. Wolfgang Hinte 
Sozialarbeitswissenschaftler und Vater des Konzepts Sozialraumorientierung
Dargestellt werden die fachlichen Prinzipien sozialräumlicher Arbeit sowie die daraus folgenden methodischen Herangehensweisen. Des Weiteren werden Anregungen gegeben für hilfreiche regionale Strukturen sowie Finanzierungsformen, die die Realisierung der fachlichen Prinzipien unterstützen.

10:00 – 10:30
„Das Modellprojekt sozialraumorientierte Eingliederungshilfe in Nordfriesland aus Sicht eines Leistungserbringers, hier: der Arbeiterwohlfahrt“
Joachim Wendt-Köhler
Dipl.-Sozialwirt und Projektleiter Komplexleistung24 
Mitte 2012 bot der Landkreis Nordfriesland den örtlichen Leistungserbringern die Mitarbeit an einem „sozialräumlichen Modellprojekt“ mit einer Laufzeit von fünf Jahren an. Die Zielsetzung orientierte sich in wesentlichen Teilen an den Grundsätzen der UN-Behindertenrechtskonvention – kurz: „Inklusion“. Das „Fachkonzept Sozialraumorientierung“ lieferte die wesentlichen Impulse für die Prozesssteuerung, z.B. für die Hilfeplanung.

11:00 – 11:30
„Sozialraumorientierte Kinder- und Jugendhilfe am Beispiel der Stadt Graz. Eine ständige Herausforderung!“
Mag.a Ingrid Krammer
Abteilungsleitung Amt für Jugend und Familie der Stadt Graz
Im Vortrag wird die Ausgangslage in der Grazer Kinder- und Jugendhilfe vorgestellt, die Auslöser für eine umfassende Neuorientierung war. Des Weiteren werden jene fachlichen, strukturellen und organisatorischen Schritte beschrieben, die auf Basis des Fachkonzeptes der Sozialraumorientierung in Graz im Sinne dieser Neuorientierung unternommen wurden. Dabei lag der Fokus einerseits bei den Kindern, Jugendlichen und deren Familien und andererseits bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowohl im Amt für Jugend und Familie als auch bei den privaten Einrichtungen.

11:30 – 12:00
Mag.a Ingrid Krammer & Mag.a Elisabeth Pilch im Interview
Abteilungsleitung Amt für Jugend und Familie der Stadt Graz & Koordination der ARGE 4Raum

12:00 – 12:30
„Von der Sonderwelt ins Quartier. Das sozialräumlichen Engagements der Evangelischen Stiftung Alsterdorf in Hamburg“
Armin Oertel
Leitung Q8 | Sozialraumentwicklung
Der Vortrag führt kurz in die Hintergründe für den Aufbau der sozialraumorientierten Arbeit der Evangelischen Stiftung Alsterdorf ein, um im Weiteren die verschiedenen Methoden und Wege in den Projekten Q8 und Qplus sowie die daraus entstandenen Projekte vorzustellen, und schließlich das bisherige Engagement zu resümieren. 

13:30 – 15:00 
Workshops zur vertieften Auseinandersetzung mit den Praxisbeispielen 

WS 1:„Ambulante Komplexleistung – Die passgenaue Angebotsstruktur für das Fachkonzept Sozialraumorientierung (Joachim Wendt-Köhler)
Die bisherigen stationären, teilstationären und ambulanten Betreuungsangebote der Eingliederungshilfe wurden bei der Arbeiterwohlfahrt in Nordfriesland ersetzt durch die übergreifend wirkende „Ambulante Komplexleistung“. Völlig unabhängig von seinem/ihren Wohnort erhält jede/r Klient*in genau die Hilfe, die er/sie benötigt – im Bedarfsfall 24 Stunden am Tag – 7 Tage die Woche. Die klassischen Beschäftigungsangebote wie z.B. die Tagesstätte wurden ersetzt durch Angebote der „individuellen Alltagsgestaltung“. Im Mittelpunkt stehen hier therapeutische Jobangebote – stets zeitlich befristet und frei wählbar.“

WS 2: „Jeder Fall verändert die Organisation!?“ Erfahrungen aus der Praxis in der Umsetzung flexibler Hilfen.“ (Elisabeth Pilch)
4Raum ist eine Arbeitsgemeinschaft bestehend aus 6 Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe (SOS-Kinderdorf, Diakonie de la Tour, IFF Institut für Familienförderung, alpha nova, Pronegg und Schleich Soziale Dienste, AIS Jugendservice). Seit September 2015 führen wir flexible, passgenaue Hilfen im Rahmen der vollen Erziehung durch und arbeiten mit Familien, Kindern und Jugendlichen aus Graz in Kooperation mit dem Amt für Jugend und Familie der Stadt Graz. Zu 4Raum gehören zwei Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche und ein mobil betreuter Wohnbereich (verschiedene Wohnungen im Grazer Stadtgebiet).

WS 3„Quartier hilft!? Was haben Menschen mit Unterstützungsbedarf von sozialräumlichen Ansätzen im Spannungsfeld Heilsbringer oder Sparmodell?“ (Armin Oertel)
Kernfrage: Kann mit Hilfe von sozialräumlichen Ansätzen eine bessere Versorgung von Menschen mit Unterstützungsbedarf erreicht werden oder handelt es sich dabei nur um ein Sparmodell, das Kassen und Kommune entlasten soll?

15:30 – 16:00 
„Perspektiven und Chancen sozialräumlich umgesetzter Angebote im Kontext Harbach 2020“
Dr. Andrea Klinglmair
Assistenz der Geschäftsführung der Diakonie de La Tour / Projektkoordination Harbach 2020
Gesellschaftliche Veränderungsprozesse verlangen in den Bereichen Wohnen und Gemeinwesen nach bedürfnisgerechten Angeboten, neuen Handlungsansätzen und innovativen Konzepten. Denn klassische Wohnprojekte sowie soziale Dienste, die immer noch vorwiegend auf eindimensionalen institutionellen Profi-Nutzer-Beziehungen basieren, werden nur bedingt in der Lage sein den gesellschaftlichen Trends wie Überalterung der Bevölkerung oder Wunsch nach Selbstbestimmung auf Dauer adäquat zu begegnen. Mit Harbach 2020 entsteht in Klagenfurt ein neues innovatives Wohnkonzept, mit dem an realisierbaren Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen gearbeitet wird und ein wichtiger Schritt in Richtung Sozialraumorientierung gesetzt wird. 

16:00 Abschluss

 

Downloads

Terminaviso: Dem Leben Raum geben. , 156kB
Tagungsprogramm: Dem Leben Raum geben., 234kB

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