Wenn Körper und Seele miteinander sprechen - Erkenntnisse der Psycho-Neuro-Immunologie (PNI) als Chance für Gesundheit und Heilung

Stressmedizin und Stresspsychologie, Resilienz und Vulnerabilität neu gedacht - eine wissenschaftliche und praxisorientierte Betrachtung
Termin

06.11.2026

Unterrichtseinheiten: 8

Veranstaltungsort

Akademie de La Tour - Haus Philippus
Martin-Luther-Straße 13
9560 Feldkirchen

Anmeldeschluss

22. Oktober 2026

Seminarbeitrag

€ 253.- inkl. 10% USt.

Diese Fortbildung ist im Sinne der vom Ministerium geforderten Fort- und Weiterbildung von Klinischen und Gesundheitspsycholog:innen laut Psychologengesetz 2014 Abschnitt 4 § 33 (1) und von Psychotherapeut:innen laut Psychotherapeutengesetz § 12 leg.cit! anrechenbar.

Die Psycho-Neuro-Immunologie (PNI) - oder genauer Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologie - ist ein junges interdisziplinäres Forschungsgebiet, das sich u.a. mit den Wechselwirkungen zwischen Psyche, Nervensystem (Gehirn, autonomes Nervensystem mit Sympathikus und Parasympathikus, Nervensystem des Darms), Immunsystem (angeboren, erworben) und Hormonsystem beschäftigt.

Durch die Erkenntnisse der PNI kann man erklären, warum sich psychologische Prozesse (z.B. anhaltende Belastungssituationen und Distress, Angst, depressive Symptome, Schlafstörung) auf körperliche Funktionen (z.B. kognitive Defizite, Müdigkeit und Erschöpfung, Muskelschmerzen, Herzrasen, Bluthochdruck, Infektanfälligkeit - Psychosomatik) auswirken. Umgekehrt beeinflussen körperliche Veränderungen bzw. Erkrankungen die Stimmung und Emotion, Kognition und Verhalten, Energiezustand und Schlafqualität von Menschen.

Wichtige Schnittstellen der PNI-Regelkreise sind der Hypothalamus und die Hypophyse des Gehirns (Steuerung von Hormonen), das vegetative Nervensystem (u.a. Sympathikus, Parasympathikus), die Nebennieren (u.a. Stresshormone) und die Zellen des angeborenen bzw. erworbenen Immunsystems.

Die Stressreaktion des Körpers z.B. durch bio-psycho-soziale Belastungsfaktoren stellt die biologische und wissenschaftliche Grundlage der PNI dar. Diese - in der Evolution des Menschen hochkonservierte – Reaktion war und ist grundsätzlich überlebensnotwendig (z.B. Kampf oder Flucht bei Gefahr, Bereitstellung von Energiereserven, Kraft und Sauerstoff, rasche Immunabwehr und verbesserte Wundheilung).

Wenn sie jedoch sehr stark, sehr häufig oder anhaltend vorhanden ist kommt es zu nachhaltigen Veränderungen im Gehirn, Hormon- und insbesondere im Immunsystem („chronic silent inflammation“). Diese können schließlich verschiedene psychische und körperliche Erkrankungen auslösen bzw. aufrechterhalten ("Vulnerabilität"). Gleichzeitig haben aber Menschen verschiedene Möglichkeiten der Stressreaktion entgegenzuwirken. "Psychologische Resilienz" bezeichnet in diesem Zusammenhang die Fähigkeit eines Menschen, trotz belastender Lebensumstände, Stress oder Krisen stabil zu bleiben, sich anzupassen und daraus sogar gestärkt hervorzugehen. „Entlastung“ und „Erholungsphasen / Pausen“ zur Regeneration spielen ebenso eine sehr wichtige Rolle.

Das Gehirn, das Hormon- und Immunsystem, aber auch Muskeln und andere Organe, kommunizieren über verschiedene Wege (Nervensystem, Hormone, Immunbotenstoffe). Botenstoffe des Nervensystems (z.B. Dopamin, Oxytocin, Neuropeptide), Hormone (z.B. Adrenalin, ACTH, Cortisol) oder der Muskeln (z.B. Myokine) beeinflussen so z.B. die Funktionen des Immunsystems. Umgekehrt wirken Botenstoffe des Immunsystems (z.B. Interleukine) auf das Nervensystem (u.a. Neuronen, Astro- und Mikroglia, Blut-Hirn-Schranke bestimmter Hirnareale) und damit auch auf das Hormonsystem (u.a. Hypothalamus, Hypophyse), werden aber auch von Muskelzellen gebildet. Es handelt sich also um eine „gemeinsame biologische Sprache“ verschiedener Körpersysteme. Durch diese Kommunikation kommt es zur Ausbildung von Regelkreisen, welche ein „Gleichgewicht“ verschiedenster Körperfunktionen herstellen. Ist dieses Gleichgewicht gestört können sich Erkrankungen entwickeln. Neben den fünf klassischen „Sinnen des Körpers“ (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen) und der unbewussten Körperwahrnehmung (Propriozeption bzw. Interozeption - sechster Sinn) übernimmt so das Immunsystem die Funktion eines „siebenten Körpersinns“, indem Prozesse aus dem Körper über Immunbotenstoffe an das Gehirn zurückmeldet werden.

Inhalte

  • Check-In + Kennenlernrunde
  • Einführung und Grundlagen der Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologie
  • Stressreaktion, Resilienz und Vulnerabilität, Coping Strategien
  • Neurobiologie der PNI
  • PNI und Onkologie (inkl. Cancer-related Cognitiv Impairment [CRCI] und Tumor-assoziierte Fatigue [TAF])
  • Gehirn-Muskel-Achse (Bewegung, Training)
  • Gehirn-Darm-Achse (inkl. Mikrobiom)
  • Sinne, Wahrnehmung und Achtsamkeit
  •  Zeit und Zeiterleben - gesunder und kranker Menschen
  • Check-Out + Abschlussrunde

Ziele

  • Interaktive Erarbeitung der Grundlagen der Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologie in Bezug zu Gesundheit und Krankheit
  • Definition von Stressreaktion, Resilienz, Coping, Vulnerabilität
  • Diskussion der Auswirkungen einer anhaltenden Stressreaktion auf das Gehirn, den Körper, das Immun- und Hormonsystem (u.a. Stimmung und Emotion, Kognition, Schlaf, Fatigue, Schmerzen, Darm und Muskeln)
  • Präsentation von Maßnahmen zur positiven Beeinflussung von PNI Vorgängen im Körper (z.B. bewusste Nutzung von Sinnen, Wahrnehmung und Achtsamkeit oder sportmedizinische Aspekte, Ernährung und Mikrobiom, Energie- und Zeitmanagement).

Zielgruppe

Klinische Psycholog:innen, Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen, Neuropsycholog:innen, Fachinteressierte aus Medizin und Pflege bzw. Sozialarbeit

Arbeitsweise

Interaktiver Workshop mit Vortrag, Fallbeispiele, Diskussion, Videodemonstration, Übungen

Seminarzeiten

Tag 1
09:00 - 17:00 Uhr

Ihr:e Referent:in

Priv.-Doz. Dr. Markus Hutterer
Oberarzt an der Abteilung für Neurologie mit Akutgeriatrie und stv. Ärztlicher Direktor, Konventhospital Barmherzige Brüder Linz ; Leiter des Spezialbereiches Neuroonkologie und Neuropalliative Care
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