Selbstverletzungen und Suizidalität

Verständnismodelle und Behandlungsansätze im Kindes- und Jugendalter

Selbstverletzungen und ebenso suizidale Gedanken, Absichten und Handlungen sind ab dem späteren Kindesalter und viel mehr noch in der Adoleszenz häufig Anlass für die Inanspruchnahme kinder- und jugendpsychologischer/-psychiatrischer Behandlungsangebote. Oft werden zusätzlich Essprobleme, Substanzmittelmissbrauch, zunehmendes Rückzugs- bzw. Vermeidungsverhalten, heftige Wut und ein chronisches Gefühl innerer Leere berichtet.

Die Hintergründe sind individuell verschieden - sowohl überfordernde familiäre, schulische oder soziale Belastungen als auch affektive Störungen im Sinne einer depressiven Entwicklung sind bekannt. Elterliche Hilflosigkeit, Selbstvorwürfe, Versagensgefühle und Kontrollbedürfnisse tragen häufig zu einer weiteren Problemverschlechterung bei.

Speziell bei den Kindern und Jugendlichen, die aufgrund (bindungs-)traumatischer Belastungen komplexe und fluktuierende Problemkonstellationen mit schweren selbstverletzenden Verhaltensweisen und sich wiederholenden suizidalen Krisen entwickelt haben, kommt es schnell zu einer Überforderung des zur Verfügung stehenden Betreuungs- bzw. auch Behandlungssettings. Chronisch verlaufende Entwicklungen i.S. einer Persönlichkeits(entwicklungs-)störung mit permanenten Beziehungsabbrüchen, Fremdunterbringungen, stationären Aufenthalten können die Folge sein.

Inhalte

  • Einführung Bindung (Temperament, Bindungsorganisation, Mentalisierung), Auswirkungen unsicherer und hochunsicherer Bindungserfahrungen (Neurobiologie/Stressmanagement, Affekt- und Impulskontrolle, Beziehungsfähigkeit), Vertiefung des Konzepts der transgenerationalen Weitergabe bindungstraumatischer Erfahrungen
  • Transfer dieser Verständnismodelle in die konkrete Betreuungsarbeit anhand von Fallbeispielen (Reflexion/Intervision problematischer Verläufe, Erarbeitung deeskalierender und entwicklungsförderlicher Zugänge)
  • Selbstreflexion - Klärung eigener Beziehungserfahrungen der Teilnehmer:innen

Ziele

  • Erarbeitung von Verständnismodellen und daraus abgeleiteten Betreuungs- und Behandlungsansätzen für die Arbeit mit betroffenen Kindern, Jugendlichen und ihren Familien
  • Anhand konkreter Fallbearbeitungen Erarbeitung praxisorientierter Vorgehensweisen bei eskalierenden Zuspitzungen
  • Im Sinne eines selbstreflexiven Zugangs Auseinandersetzung mit eigenen, ggfs. unverarbeiteten Beziehungserfahrungen der Teilnehmer:innen zum Verständnis von Reinszenierungen hochunsicherer früher Bindungserfahrungen

Zielgruppe

Interessierte Kolleginnen/Kollegen, die ambulant oder (teil-)stationär im kinder- und jugendpsychologischen/-psychiatrischen Bereich oder im Jugendhilfebereich betreuend und/oder behandelnd tätig sind

Arbeitsweise

Praxisorientierter Zugang, Grundlagenvermittlung anhand konkreter Fallbeschreibungen, Einsatz videodokumentierter Behandlungsausschnitte

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