ICF-Diplomlehrgang

Um Klientinnen/Klienten ganzheitlich beschreiben zu können, wird ein strukturierendes Instrument benötigt, welches die individuellen Lebenswelten in ihrer Komplexität abbilden kann. Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) mit ihrem zugrundeliegenden bio-psychosozialen Modell bietet diese Möglichkeit. Die professionelle Anwendung der ICF ermöglicht eine professionelle Assistenzleistung. Die Planung und Dokumentation von pflegerischen und pädagogischen Assistenzleistungen auf Basis eines einheitlichen Modells fördert die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Berufsgruppen.

Die Einbeziehung der Umweltfaktoren und der personbezogenen Faktoren der ICF lässt einen differenzierten Blick auf den Menschen in seiner Individualität und Einzigartigkeit zu. Dieser Diplomlehrgang bietet das theoretische Grundlagenwissen zum Modell und Aufbau der ICF und relevantes Wissen zum GuKG. Weiters liegt der Schwerpunkt auf der praktischen Anwendung der ICF in der Assistenzplanung und bei der professionellen Dokumentation.

Online-Informationsveranstaltung
13. Februar 2024, 15:30 Uhr, ZOOM-EINLADUNGSLINK


Pflichtmodul 1: ICF-Grundlagen
12. März 2024, 08:30 bis 16:30 Uhr, Andreas Varch

Im Modul 1 wird das Verständnis der ICF (Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) sowie des zugrundeliegenden bio-psycho-sozialen Modells und des dahinterstehenden Menschenbildes vermittelt. Als Klassifikationsschema erfüllt die ICF die Aufgabe den Menschen ganzheitlich zu betrachten, seine Lebensumwelt mitzuberücksichtigen sowie anhand von relevanten ICF-Items in den jeweiligen Komponenten zu beschreiben.

 INHALT:

  • Geschichtlicher Aufriss zum Begriff „Behinderung“ sowie Definition
  • Behinderung als soziale Kategorie
  • Erläuterungen zum Begriff „Klassifikation“
  • Historische Entwicklung: von der ICIDH zur ICF
  • Bio-psycho-soziales Modell
  • Aufbau und Grundstruktur der ICF als Klassifikation
  • Anwendung der ICF sowie deren ICF-Items
  • ICF-Core-Sets
  • Vorstellung von interessanten Homepages zur ICF

 

Pflichtmodul 2: ICF als ganzheitliches Modell für Pflege und Pädagogik
24. April 2024, 08:30 bis 16:30 Uhr, Marion Ruppnig

In diesem Modul erwerben die Teilnehmenden eine gemeinsame Fachsprache mittels ICF-Assistenzplanung und vertieftes Wissen, um Pflegesituationen mithilfe von standardisierten Assessments durchzuführen, angepasste Pflegediagnosen zu erstellen, Interventionen zu planen sowie die gesamte ICF-Planung zu evaluieren. Des Weiteren erhalten die Teilnehmenden einen Einblick in die Verantwortlichkeiten in Bezug auf Tätigkeiten des gehobenen Dienstes, der Pflegeassistenzberufe und der Personen mit UBV (Unterstützung bei der Basisversorgung).

 INHALT:

  • Pflegerische Modelle
  • Pflegemodelle vs. ICF
  • ICF vs. ATL
  • Pflegeprozess
  • Körperstrukturen, Körperfunktionen sowie Aktivitäten und Partizipation
  • Novellierung 2016
  • Relevante Paragraphen für die Behindertenbegleitung:
    • § 14 Pflegerische Kernkompetenzen
    • § 83(a) Tätigkeitsbereich der Pflege(fach)assistenz
    • §3a Unterstützung bei der Basisversorgung
  • Delegation/Subdelegation
  • Fahrlässigkeit (Einlassungs- und Übernahmsfahrlässigkeit)
  • Begrifflichkeiten anhand des Beispiels ICF-Handbuch (Pflegeprozess vs. ICF-Assistenzplanung und Dokumentation)

 

Pflichtmodul 3: Kontextfaktoren der ICF in der Umsetzung
30. April 2024, 08:30 bis 16:30 Uhr, Katja Egger-Riepl

Bei der ganzheitlichen Betrachtung des Menschen und seiner Funktionsfähigkeit spielt die Komponente der Kontextfaktoren eine wesentliche Rolle. Die Umweltfaktoren (z.B. natürliche, materielle Umwelt, soziale Beziehungen, Einstellungen und Werte) stehen in Wechselwirkung mit allen Komponenten der Funktionsfähigkeit und Behinderung. Die ICF liefert eine detaillierte Aufschlüsselung der Umweltfaktoren und gibt somit Orientierung, welche Aspekte für Menschen im individuellen Lebenskontext zentrale Momente darstellen und im Sinne der ICF-Assistenzplanung genutzt werden können.

 INHALT:

  • Bio-psycho-soziales Modell der ICF
  • „Umweltfaktoren“ der ICF:
    • Förderfaktoren
    • Barrieren
  • „personbezogene Faktoren“
  • Klassifikation der Umweltfaktoren
  • Bedeutung der Kontextfaktoren in der Assistenzerbringung
  • Wechselwirkungen der Komponenten

 

Pflichtmodul 4: ICF-basierte Assistenzplanung und Dokumentation
14./15. Mai 2024, 08:30 bis 16:30 Uhr, Katja Egger-Riepl, Sylvia Röckel

In diesem Modul wird anhand des ICF-Handbuchs des Landes Kärnten dargelegt, wie die ICF ganzheitlich angewandt und in der konkreten Assistenzplanung für Menschen mit Behinderungen umgesetzt werden kann. Der ICF-Assistenzplanungs- und Dokumentationsprozess erfüllt die Voraussetzung des Pflegeprozesses gemäß GuKG und umfasst dabei folgende Schritte und

  1. Infosammlung inkl. Assessments
  2. ICF-Assistenzplanung inkl. Maßnahmenplanung
  3. Durchführung der Maßnahmen
  4. Evaluierung

 INHALT:

  • Bio-psycho-soziales Modell der ICF
  • Umsetzung des Assistenzplanungsprozesses anhand eines Best-Practice Beispiels
  • Infosammlung inkl. Assessments
  • ICF-Assistenzplanung:
    • Verhaltensbeschreibung
    • Ziele
    • Ressourcen/Förderfaktoren
    • Assistenzleistung
    • Maßnahmen
  • Durchführung der Maßnahmen
  • Evaluierung
  • Wechselseitige Beeinflussung der ICF-Komponenten

 

Pflichtmodul 5: Dokumentieren W.O.Z.U.!? – Professionelles Dokumentieren nach dem W.O.Z.U.-Prinzip.
24./25. September 2024, 08:30 bis 16:30 Uhr, Andreas Varch, Silke Watzenig

Professionelles Dokumentieren im Sinne eines aussagekräftigen Berichtswesens ist ein wesentlicher Bestandteil der alltäglichen Arbeit im Bereich Menschen mit Behinderungen bzw. allgemein im Sozial- und Gesundheitsbereich. Dieses professionelle Dokumentieren wird von Mitarbeitern*innen gesetzlich gefordert und erwartet, dient als Leistungsnachweis gegenüber verschiedenen Adressaten und wird in der Praxis person-zentriert umgesetzt sowie stetig weiterentwickelt. Auf der Grundlage der ICF wird der Dokumentationsprozess ganzheitlich dargelegt und umgesetzt.

  INHALT:

  • Grundlagen der Dokumentation:
    • Arten, Zweck und Abgrenzung der Dokumentation zu anderen Schriftformen
    • Adressaten (Kostenträger, Kooperationspartner, Unterstützersysteme, gesetzliche Vertreter, Kollegen und Kolleginnen, Gerichte etc.)
    • Dokumentationspflicht
  • Dokumentationsprozess mittels ICF:
    • Einschätzen und Erkennen von dokumentationsrelevanten Informationen
    • Von der Beobachtung zur wertfreien Formulierung in den einzelnen Prozessschritten (ICF-Infosammlung, ICF-Assistenzplanung, Maßnahmenplanung, Durchführungsnachweis und Evaluierung)
    • Formulierungshilfen/ Ausdrucksmöglichkeiten nach dem W.O.Z.U.:
      • Wertfrei
      • Objektiv
      • Zeitnah
      • Umfassend
  • Wie und zu welchem Zeitpunkt werden Inhalte formuliert?
  • Selbstreflexion in Bezug auf Dokumentation

 

Auswahlmodul 1: Persönliche Ziele mit Klient:innen finden, planen und erreichen
17. September 2024, 08:30 bis 16:30 Uhr, Sylvia Röckel

Der Kurs vermittelt aufbauend auf die ICF-Dokumentation wie personenzentriert daran gearbeitet werden kann, dass Klienten*innen erkennen, was ihnen wichtig ist, wie sie leben möchten, welche Interessen, Talente, Fähigkeiten, Wünsche, Visionen und Träume sie mitbringen, was gebraucht wird, damit sich diese Interessen, Talente usw. entfalten können. Dabei werden verschiedene Methoden vorgestellt, wie konkrete, persönliche Ziele mit Klient*innen erarbeitet und umgesetzt werden können. Ein Fokus liegt ebenfalls auf der Erarbeitung von persönlichen Zielen für die Gruppe von nicht-sprachlichen Klient*innen unter Einbeziehung von Unterstützerkreisen und sozialen Netzwerken.

  INHALT:

  • Grundlagen der personenzentrierten Begleitung
  • Soziale Netzwerke und Unterstützerkreise
  • Methoden in der Erarbeitung von persönlichen Zielen
  • SMART-Formulierung
  • Nutzung der ICF-Assistenzplanung zum Erkennen und Festlegen persönlicher Ziele
  • Erarbeitung von Fragen zur Messbarkeit und Evaluierung von Zielen
  • Möglichkeiten und Grenzen der Einbeziehung von Klienten*innen beim Erarbeiten und Verfolgen von persönlichen Zielen
  • Best-Practice Beispiel(e)

 

Auswahlmodul 2: Methodik und Didaktik für Wissensmultiplikator:innen
22. Oktober 2024, 08:30 bis 16:30 Uhr, Silke Watzenig

Dieses Auswahlmodul vermittelt theoretisches und praktisches Wissen zur Vermittlung von Lerninhalten für Wissensmultiplikator*innen. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit Lerntheorien, Methodik und Didaktik sowie die Anwendung dieser in der Praxis. Die Teilnehmenden lernen unterschiedliche Werkzeuge kennen, um Wissen in passender Weise an Adressaten*innen zu vermitteln.

 INHALT:

  • Grundlagen: Lerntheorie, Didaktik und Methodik
  • Aufbau/Planung einer Fortbildungsveranstaltung (Inhalte, Methoden, Didaktik, Zielgruppe, Lernziel, Zeitmanagement, Rahmenbedingungen etc.)
  • Kennenlernen unterschiedlicher Werkzeuge und Methoden
  • Praktische Umsetzung und Erprobung der vorgestellten Inhalte
  • Evaluierung von Fortbildungsveranstaltungen
  • Umgang mit herausfordernden Situationen bzw. Teilnehmenden

Auswahlmodul 3: Multiprofessionelle Zusammenarbeit
05. November 2024, 08:30 bis 16:30 Uhr, Andreas Varch

In diesem Modul erhalten die Teilnehmenden einen Einblick über die Möglichkeit, wie die Zusammenarbeit eines multiprofessionellen Teams gelingt, mit speziellem Augenmerk auf mögliche Reibungspunkte und Ambivalenzen. Die Teilnehmenden erhalten einen Überblick über die historische Entwicklung der unterschiedlichen Berufsgruppen in der Behindertenhilfe und den gesetzlichen Rahmenbedingungen (Ärztegesetz, GuKG, Sozialbetreuungsberufegesetz). Weiters erkennen die Teilnehmenden Zusammenhänge und Vernetzungen, die für Umsetzungen und Zielerreichung notwendig sind und können zu unterschiedlichen Themen eine reflektierende Haltung einnehmen.

  INHALT:

  • Was heißt „Professionalität“?
  • Entstehungsgeschichte der einzelnen Berufsbilder
  • Rechtliche Rahmenbedingungen/Verantwortlichkeiten
  • Chancen und Herausforderungen in der multiprofessionellen Zusammenarbeit
  • Ziele und Umsetzung im erweiterten Team im Rahmen des bio-psycho-soziales Modells der ICF

 

Abschlussgespräch/-präsentation, 10. Dezember 2024, 08:30 bis 16:30 Uhr
Unterrichtseinheiten:
 120 UE

Zielgruppe

Alle Fachkräfte, die im Sozialbereich oder Gesundheitsbereich tätig sind und Interesse an der ICF und deren Anwendung aufweisen.

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