Die Heilkraft des Erzählens

Körperorientierte Erzähl-Therapie orientiert an neurobiologischer Forschung. Integration der Traumamodelle von Steven Porges, Peter Levine und Narrative Exposure.

Das "Erzählen" hat wegen seiner enormen Wirksamkeit in der Aufarbeitung traumatischer Erlebnissen schon lange einen hohen Stellenwert. Von seinen Erlebnissen zu berichten, sich und seine Wertvorstellungen in der Welt und in der Gemeinschaft der anderen zu verorten hat etwas Heilendes. Das nutzte bereits Sigmund Freud, der seinen Patienten mit der Kraft des Zuhörens begegnete. Der Drang zum Erzählens wird auch durch die Flut von Autobiografien oder Blogs deutlich.
In der Traumatherapie ist eine behutsame Konfrontation mit dem erlebten inzwischen zum Goldstandard zur Verarbeitung auch komplexer lebensbedrohlicher Erlebnisinhalte gereift. Bei 70 bis 80 Prozent der Patienten mit dem Vollbild einer PTBS sinken nach der Erzähltherapie die Symptome unterhalb die Diagnoseschwelle. Symptome wie Angst- und Depressionen gehen zurück, zwischenmenschliche Probleme werden weniger und die zuvor häufig eingeschränkte Lern- und Berufsfähigkeit erholt sich wieder. Bewährt hat sich die Erzähl-Behandlung selbst bei Opfern von Mehrfachtraumatisierung oder andauerndem Kindesmissbrauch, Folter, Vergewaltigung, Menschenhandel oder bei Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Das körperliche Erleben während des Erzählens ist in diesem Seminar von besonderer Wichtigkeit. Ein Wiedererleben auch im Körperausdruck sichtbar, bekommt durch behutsames Führen durch den Therapeuten am sicheren Ort eine grundlegende Bedeutung.
Peter Levine`s Begriff der Komplettierung, Stefen Porges polyvagale Theorie mit dem Bezug auf die ventralen Anteile des Nervus Vagus und die Essenz der narrativen Expositionstheorie schaffen einen Zugang zu den traumatischen Gedächtnisinhalten.

Am 1. Tag werden die Grundlagen der Neurobiologie zur Verarbeitung belastender Inhalte im Gedächtnis dargestellt. Je nach Bedarf wird dann auch die besondere Situation von Flüchtlingen und der Aspekt der Kränkung behandelt. In kleineren Übungseinheiten werden dann die ersten Skills zum Umgang mit traumatischer Belastung mit dem Fokkus auf das eigene Erleben geübt.

Am 2. Tag wird die Theorie vertieft und die Darstellung der Chronologie der Ereignisse eingeführt und in Kleingruppen erarbeitet.

Am 3./4. Tag wird dann die besondere Form des Erzählens in der Traumatherapie demonstriert und in Kleingruppen geübt und dann gemeinsam besprochen.

Inhalte

  • Neurobiologie von traumatischen Erlebnissen und toxischem Stress
  • Polyvagale Theorie und das autonome Nervensystem in der Psychotherapie
  • Dissoziation und Trauma
  • Kurzzeit-Interventionen bei komplexen traumatischen Erlebnissen

Ziele

  • Die TeilnehmerInnen erlernen spezifische und praktische Fähigkeiten um (1) Sicherheit zu schaffen und (2) Symptome zu reduzieren und zu stabilisieren.
  • Zu den Fähigkeiten gehören: * Arbeit mit traumatisch bedingten Mustern * innere Sicherheit beim Patienten schaffen * mit dissoziativen Teilen auf sichere Weise arbeiten * Selbst- und Beziehungsregulationsfähigkeiten entwickeln * wie und wann man traumatische Erinnerungen eindämmen kann.

Zielgruppe

Fachkräfte die mit mehrfach traumatisierten Menschen arbeiten

Arbeitsweise

Experimentelles Lernen durch Vortrag und Übungen in Klein/Zweiergruppen sowie Selbsterfahrungsequenzen

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